Der perfekte Schuh

By Dolzer Team   | 
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Oliver Wassermann – Geschäftsführer der Schuhmanufaktur OLIVER GREY aus Hamburg – über rahmengenähte Schuhe, was man beim Schuhkauf beachten sollte und wie man sie richtig pflegt.

Interview: DOLZER Team | Fotos: Oliver Grey

Was ist für Sie der “perfekte Schuh”?
Die Frage ist pauschal nicht so einfach zu beantworten! Primär sollten Schuhe perfekt zu den Füßen passen, häufig sehe ich auf der Straße optisch schöne Schuhe, bei denen ich allerdings schon an den Gehfalten erkennen kann, dass sie dem Träger nicht passen. Die richtige Schuhauswahl zu treffen, gestaltet sich nicht immer einfach. Für mich ist ein „perfekter Schuh“ einer, den ich viele Jahre ohne Probleme tragen kann und der mit der Zeit einen „Charakter“ bekommt, der ihn immer schöner werden lässt. Bei der richtigen Pflege bekommen besonders braune Schuhe aus hochwertigem Leder irgendwann an einigen Stellen Flecken, eine sogenannte Patina – das kann sehr edel aussehen.

Worauf sollte man generell beim Schuhkauf achten?
Primär sollte man den Schuhkauf auf den Nachmittag oder Abend legen, erst dann haben sich die Füße ausgeformt. Durch die Belastung am Tage schwellen die Füße zum Abend hin an, da man einen Schuh aber den ganzen Tag über bequem tragen können muss, sollte ein Schuh gerade bei der Anprobe am Abend passen. Überlegen Sie sich vorher, zu welchen Anlässen Sie die Schuhe tragen möchten. Ermitteln Sie zuerst, welcher Fuß der „größere“ ist. Niemals zu „kurze“ Schuhe kaufen! Sollte Ihre Ferse zu straff am Fersenteil des Schuhs anliegen oder stoßen Ihre Zehen vorne an die Kappe, dann ist der Schuh zu kurz! Probieren Sie stets beide Schuhe an, die Füße weichen im Normalfall in der Länge und Breite voneinander ab. Letztendlich entscheiden Sie und nicht das Verkaufspersonal, ob Ihnen der Schuh passt.

Woran erkennt man einen Schuh minderer Qualität und woran einen besonders hochwertigen?
Handwerklich hergestellte Schuhe sind in der Regel teurer als einfache, „geklebte“ Schuhe aus einer Massenfertigung – kosten die Schuhe unter € 150,–, können sie nicht sehr hochwertig verarbeitet sein. Auf der anderen Seite ist ein hoher Preis nicht automatisch ein Indikator für gute Qualität. Viele hochpreisige Marken geben ihren Namen für minderwertige Schuhe von Lizenzpartnern her, nur um eine besonders hohe Marge zu erreichen. Ein gutes Merkmal für handwerklich hochwertige Schuhe ist die Bezeichnung „Goodyear Welt“, ein Verfahren, das den Schuh als „rahmengenäht“ kennzeichnet. Ich empfehle stets einen kleinen „Smalltalk“ mit Ihrem Schuhmacher zu führen, was er von diesem oder jenem Schuhhersteller hält!

Was ist ein rahmengenähter Schuh und was bedeutet “Goodyear Welt”?
Im Jahre 1869 hat Charles Goodyear Jr. das sogenannte Goodyear-Welt-Verfahren erfunden. Hierbei geht es um eine stabilere Verbindung von Obermaterial und Sohle. Am rahmengenähten Schuh werden alle wesentlichen Bestandteile wie die Quartiere des Schaftes, das sogenannte Oberleder, die Innensohle und die Brandsohle miteinander verbunden. Die Rahmennaht ist von außen nicht sichtbar. Der Rahmen wiederum wird mit der einfachen oder gedoppelten Laufsohle belegt und dann mit ihr vernäht. Die Sohlennaht, die man nun unten an der Sohle sieht, ist nicht die Naht, die den Schuh zusammenhält, sondern die Doppelnaht. Diese gewährt gleichzeitig, dass die Sohle bei Beschädigungen oder Verbrauch einfacher gewechselt werden kann. Die Produktionszeit von einem rahmengenähten Schuh kann bis zu 20 Stunden betragen. Ein herkömmlich gefertigter Schuh mit angeklebter Laufsohle wird hingegen innerhalb von 30 Minuten produziert.

Welches Basis-Set an Schuhen sollte man(n) besitzen?
Ich empfehle als Grundausstattung drei Paar Schuhe, die rotierend getragen werden sollten.
Als „Büromensch“ würde ich klassische Modelle wählen, wobei 
mindestens ein Paar schwarze Schuhe vorhanden sein sollte.

Nennen Sie bitte zu folgenden fünf Anlässen jeweils den “perfekten Schuh”:

1. Hochzeit-Dresscode
Black Tie – ein schwarzer schlichter Schuh, z. B. Plain Derby, Oxford Captoe oder ein Lackschuh.

2. Kundentermin-Dresscode
Business – zu einem dunkelblauen oder anthrazitfarbenen Anzug kann ein dunkelbrauner Schuh
sehr elegant wirken. Schwarz passt immer. Das Modell kann ein schlichter Oxford oder Derby,
ein Semibrogue, Fullbrogue oder auch ein Budapester sein.

3. Casual Friday im Sommer
Ein Loafer 
(umgangssprachlich Slipper) oder ein Double Monk.

4. Citytrip nach Florenz
Je nach Laune und Bequemlichkeit, z. B. ein Tassel-Loafer.

5. Gartenparty bei Freunden
Hier würde ich keinen Schuh mit einer Ledersohleempfehlen, hier trage ich gerne einen Chelsea-Boot mit einer Gummisohle. Ein kleiner Regenschauer kann dem Stiefel nichts anhaben und bei Bedarf komme ich einfach aus ihm raus.

Oxford-Cap-Toe-Oliver-Grey-DOLZER-Masskonfektionaere.jpg Oxford – eleganter Herrenschuh mit einer “geschlossenen” Schnürung. Der perfekte Business-Schuh – gehört zur Grundausstattung des Gentleman.
Fullbrogue-Oliver-Grey-DOLZER-Masskonfektionaere.jpg Fullbrogue – Klassiker für Business und Freizeit mit Flügel- und aufgesetzter Fersenkappe, die genauso wie die Schaftteilränder mit einem Lochmuster versehen sind.
Double-Monk-Oliver-Grey-DOLZER-Masskonfektionaere.jpg Monkstrap (kurz auch Monk genannt) – klassischer Herrenhalbschuh im Derbyschnitt, der statt einer Schnürung mit einem Riemen verschlossen wird. Sehr beliebt ist der Double Monk mit zwei Riemen zum Schließen.
Pennyloafer-Rauleder-Oliver-Grey-DOLZER-Masskonfektionaere.jpg Pennyloafer – legerer Freizeitschuh ohne Schnürung, der seinen Namen vom “Glückspenny” hat, den amerikanische Collegestudenten in den 1930er Jahren unter den Riemen klemmten.
Tassel-Loafer-Oliver-Grey-DOLZER-Masskonfektionaere.jpg Tassel-Loafer – charakteristisch ist ein umlaufendes Lederband, dessen verknotete Enden mit zwei Tasseln (auch Troddeln oder Bommeln genannt) enden. Gilt in Deutschland als extravagant und modisch - in Amerika ist er ein Business-Klassiker.
Chelsea-Boot-Oliver-Grey-DOLZER-Masskonfektionaere.jpg Chelsea Boot – überknöchelhoher Stiefel, der durch zwei seitliche Gummibandeinsätze, rechts und links vom Fußgelenk, gekennzeichnet ist. Wird klassisch eher in der Freizeit und weniger im Business getragen.
Derby-Lackschuh-Oliver-Grey-DOLZER-Masskonfektionaere.jpeg

Derby Lackschuh – Klassiker mit “offener” Schnürung, der bei festlichen Anlässen zum Frack und Smoking getragen wird. Neben dem Derby findet man auch den Oxford als Lackschuh.

Alle Schuhe von Oliver Grey.

Wie pflegt man einen rahmengenähten Schuh, damit er besonders lange hält?
Schuhe brauchen eine Pause! Einen Tag tragen, danach zwei Tage Ruhe, damit das Leder trocknen kann und seine Atmungsfähigkeit behält. Verwenden Sie nach dem Tragen Schuhspanner aus unbehandeltem, saugfähigem Zedernholz. Die Schuhspanner erhalten die Form Ihrer Schuhe und verlängern die Lebensdauer. Keinesfalls den Schuh überdeh
nen. Stark durchnässte Schuhe zuerst ausschließlich mit Zeitungspapier ausstopfen. Bewahren Sie Ihre Schuhe an einem trockenen, luftigen Platz auf. Auf keinen Fall vor Heizungen oder Öfen, auch nicht zum Trocknen, da das Leder brüchig werden kann. Bei nassen Ledersohlen den Schuh zum Trocknen auf die Seite legen.

Je nach Beanspruchung sollten Laufsohle und Absatz regelmäßig erneuert werden. Wir raten Ihnen frühzeitig bei einem Schuhmacher eine Schutzsohle anbringen zu lassen. Die Haltbarkeit einer hochwertigen Schutzsohle beträgt ca. eineinhalb Jahre und sie kann bei Bedarf immer wieder ausgetauscht werden.

Verwenden Sie bitte nur farblich abgestimmte, farbauffrischende und imprägnierende Pflegeprodukte 
(z. B. OLIVER GREY Shoepolish ohne Lösungsmittel). Für jede Schuhfarbe separate Auftragsbürsten verwenden, z. B. aus weichem Rosshaar, da sonst die Pigmente der dunkleren Pflegeprodukte den helleren Schuh verfärben. Alternativ eignet sich eine Socke oder ein Lappen aus Baumwolle. Um das Leder vor dem Austrocknen zu bewahren und um Glanz und Geschmeidigkeit zu erhalten, sollten Sie Ihre Schuhe regelmäßig (etwa alle zwei bis drei Wochen) abwechselnd mit Schuhcreme bzw. Schuhwachs behandeln. Auf keinen Fall flüssige Mittel wie Selbstglanz-Pflegemittel benutzen, da sie die Oberfläche hochwertiger Leder angreifen und letztendlich austrocknen.

Mit der richtigen Pflege kann ein hochwertiger rahmengenähter Schuh so bis zu 20 Jahre halten.

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